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Dienst am Menschen - zum Leben und Wirken des Geheimen königlich-preussischen Sanitätsrates

Dr. Carl Emil Ludwig Mayer (1829-1890)



Vortrag des Georgenthaler Diplom-Geschichtslehrers Roland Scharff aus Georgenthal, gehalten am 16. Februar 1998 in der Staatlichen Grundschule Georgenthal/Thüringen, im Beisein von Frau Hetzer, der Enkelin des Geehrten



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Sehr geehrte Kolleginnen der Staatlichen Grundschule Georgenthal, verehrte Gäste,

meinen heutigen Vortrag zum Leben und Wirken des Geheimen königlich-preußischen Sanitätsrates Dr. Carl Emil Ludwig Mayer möchte ich unter die folgenden Worte des großen deutschen Pädagogen Friedrich Adolph Wilhelm Diesterweg stellen:

"Die Wahrhaftigkeit in der Darstellung heimischer Geschichte ist eine sittlich unendlich schwierige Tugend, aber sie ist die oberste!"

Gerade diese Tugend versuchte ich die ersten 19 Jahre meiner Lehrertätigkeit seit 1961 in eben diesem Georgenthaler Schulgebäude den mir anvertrauten Schülern zu vermitteln und gemeinsam mit diesen mit Leben zu erfüllen. Das Engagement junger Menschen bei der Erforschung und Publizierung heimischer Geschichte blieb damals auch meiner Parteifreundin, der unvergessenen Frau Sanitätsrätin Dr. Helene Mayer-Faulborn, nicht verborgen. So gaben letztendlich die Artikel im Zentralorgan der LDPD "Der Morgen" sowie in der "TLZ" vom 26. April 1969, dem 80. Geburtstag der verdienstvollen Georgenthaler Ärztin, den Ausschlag dafür, dass ich Ihnen heute einen kleinen Einblick in das Leben und Schaffen ihres Schwiegervaters, des Berliner Sanitätsrates Louis Mayer, wie er liebevoll von den Georgenthalern genannt wurde, gewähren kann. Aus Anlass des 10jährigen Bestehens der AG "Junge Historiker" am 21. November 1972 hatte mir Frau Sanitätsrätin Dr. Mayer wichtige Dokumente ihres Schwiegervaters mit den folgenden persönlichen Zeilen übergeben: "Herrn R. Scharff... gewidmet von S.R. Dr. Mayer Faulborn, Gthl. 30.08.72 (vgl. Unterlagen)". Am 9. Mai des Jahres ist es 25 Jahre her, dass die Frau Sanitätsrätin ein Sparbuch auf meinen Namen einrichtete. Von den Zinsen (1000,- DM) sollten jährlich Geschenke für echte Mitstreiter gekauft werden (vgl. Fussnote am Ende dieses Vortragstextes).

Bevor ich Sie nun etwas genauer mit dem Leben und Schaffen jenes Humanisten Louis Mayer vertraut mache, der bald Namensgeber Ihrer Schule werden soll, seien mir noch einige Hinweise gestattet.

Genau vor 5 Jahren, am 03. April 1993, wurden in der TLZ wichtige Punkte der 1994 in Kraft gesetzten Thüringer Verfassung publiziert. Im Artikel 22 heißt es u.a.: "Besonderes Augenmerk wird auf den Geschichtsunterricht gelegt. Dieser soll die Vergangenheit des Staates und Landes unverfälscht darstellen." In diesem Sinne handelte ich stets und ich möchte Ihnen nun auch bei Ihrer Namensforschung helfend zur Seite stehen.

Nachdem mir bereits kurz nach der Wende vom "Geschichtslehrerverband Deutschlands" Gelegenheit gegeben wurde, in der Fachzeitschrift "Geschichte, Politik und ihre Didaktik" den längeren Beitrag "Schüler als Mittelalterarchäologen in der SED-Zeit und die Folgen ..." zu veröffentlichen, und im Jahre 1992/93 der damalige Ohrdrufer Gymnasialschüler Adrian Ermel zu dieser Thematik im Schülerwettbewerb "Deutsche Geschichte um den Preis des Bundespräsidenten" die Arbeit schrieb: "Der Candelaber - ein Licht für Thüringen", mit welcher er von nahezu 12000 Autoren bundesweit einen 5. Platz belegte und hierzu auch die Kollegen Ihrer Schule damals engagiert meine diesbezügliche Weiterbildungsveranstaltung der Kreisvolkshochschule besuchten, sollen Sie nun erfahren, wie die Erforschung und letztendlich Verleihung des Namens "Dr. Louis Mayer" einen Beitrag wahrhaftiger heimischer Geschichte darstellen könnte.

Verehrte Anwesende,

heute vor genau 125 Jahren und 11 Tagen, am 5. Februar 1873, erhielten das 30jährige Fräulein Marie Christine Wilhelmine Luise von Normann und Herr Sanitätsrat Dr. Carl Emil Ludwig Mayer (43 3/4 Jahre) in Ohrdruf per Heimathschein bestätigt, dass sie nunmehr "die Eigenschaft eines Staatsangehörigen des Herzogthums Gotha besitzen und in Georgenthal heimatsberechtigt sind". Vor 125 Jahren begann also Dr. Louis Mayers Wirken in Georgenthal.

Wer dieser Mann war und wie er bereits im vorigen Jahrhundert geachtet wurde, soll die Trauerrede vom 22. Dezember 1890 belegen. Meine erforderlichen Zwischenbemerkungen bitte ich schon jetzt zu entschuldigen. Ich zitiere:

"Geehrte Versammlung!

Es ist ein Wort Hiobs, das dieser sprach, als ihm der Tod seiner Kinder gemeldet wurde: 'Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, der Name des Herrn sei gelobt'!"


Mit diesen Worten, die manche von Ihnen als sogenannte "Hiobsbotschaft" kennen, wurde die Trauerrede für Louis Mayer begonnen. Die Georgenthaler Grundschullehrer möchte ich darauf aufmerksam machen, dass oberhalb des Schönauer Schwimmbades noch heute das Flurstück "Hiobswiese" an jenen Hiob aus dem Alten Testament erinnert.

Doch zurück zur Trauerrede. Zitat:

"Ganz besonders gedenken wir alle mit herzlicher Teilnahme des jungen Sohnes, der nach Gottes Ratschluss so früh die Mutter verloren hat und dem nun auch der Vater entrissen ist, der Vater, der ihm Vater und Mutter zugleich war, der ihn behütete wie seinen Augapfel, als ein teures, einziges Vermächtnis aus der Zeit kurzen Glücks, der Vater, der ihm genommen ist in einem Alter, wo nach menschlicher Erfahrung er noch so sehr der väterlichen Erziehung und Führung bedarf ..."

Jener Sohn, von welchem hier die Rede ist, war der spätere Mann der eingangs erwähnten Georgenthaler Ärztin, die mit Dr. Carl Mayer im Herbst 1923, also vor fast 75 Jahren, im Hause des Vaters in Georgenthal eine Arztpraxis eröffnete. Über jene Zeit geben die mitgebrachten Presseartikel Auskunft.

Doch weiter zum Inhalt jener Trauerrede:

"... Wir gedenken dessen, wie er, der Sohn eines hochangesehenen Vaters, der auf dem speziellen Gebiet seiner Wissenschaft weithin bekannt war, dessen Name einen guten Klang hatte, sich ebenfalls dem Beruf des Vaters widmete ... und als einer der ersten, wenn nicht als der erste Frauenarzt gefeiert wurde ..."

An den hier genannten "hochangesehenen Vater", den Großvater der heute anwesenden Frau Hetzer, erinnerte vor vielen Jahren eine Sendung des DDR-Fernsehens: "Berühmte Ärzte der Berliner Charite". Die Sendung Nr. 1 war damals dem Königlich Geheimen Sanitätsrat Carl Wilhelm Mayer gewidmet, der am 12. Februar vor 130 Jahren im Alter von weit über 72 Jahren starb (vgl. Originaldokument).

Letztmals zurück zur Trauerrede, deren Inhalt nun ohne Unterbrechungen auszugsweise wiedergegeben wird. Zitat:

"Als Bringer neuen Lebensmutes ist er an viele Krankenlager herangetreten, Frieden und Trost spendend den besorgten und bekümmerten Herzen. Er war ein Arzt, dem in seltener Weise die Herzen seiner Kranken und ihrer Angehörigen entgegenschlugen, und was ihm diese Gewalt über die Herzen gab, das war nicht bloß das Vertrauen auf seine ärztliche Erfahrung und seinen ärztlichen Scharfsinn und seine Geschicklichkeit, sondern es war die Herzensgüte seines ganzen Wesens, die innige Teilnahme mit den Kranken, die man ihm anfühlte, das Wohlwollen und die Freundlichkeit, die Geduld, mit der er die Klagen und Launen der Kranken ertrug ... Neben seinem ausgebreiteten Berufe war Mayer von einer hohen Liebe für die Natur beseelt in liebevoller Betrachtung der Naturerscheinungen (längere Zeit Vorsitzender des astrologischen Vereins) ... Aber verehrte Versammlung, ein Menschenleben geht selten über die Erde dahin, ohne dass es von den Dornen nicht berührt wird ..., ohne dass es lernen muss, das Kreuz zu tragen. Was einem vielbeschäftigten, arbeitsfreudigen und tätigen Mann der höchste Quell der Erquickung und Erfrischung ist im mühevollen Berufe, das eheliche Glück, das ist dem Entschlafenen versagt gewesen ... Bald mußte er am Sarge stehen mit dem einjährigen Knaben ... Er hat seinem Sohn treue väterliche Liebe erwiesen und sich bemüht, ihm die Mutter zu ersetzen, ihn zu erziehen zu einem tüchtigen Mann auch ohne die Mutterliebe.(Der Sohn war am 02. Januar 1875 zu Berlin geboren - Der Vater starb am 18. Dez. 1890 zu Berlin - Carl Gustav Christian Mayer war damals fast 16 Jahre)Und ewiß dankbar gedenkt der Sohn in dieser Stunde all dieser Liebe und Treue ... Aber dankbar gedenkt er auch der Liebe dessen, dass es dem teuren Entschlafenen nicht gefehlt hat an treuer weiblicher Pflege in seinen letzten schweren Leidensstunden; und ich bin ausdrücklich gebeten worden, hier an dieser Stätte der treuen Pflegerin, die so lange seinem Hauswesen vorgestanden hat (Frl. Auguste Marie Caroline Elisabeth Henkel aus Schwedt - 12 Jahre Hilfe), für ihre Pflege in diesen letzten Jahren abnehmender Kraft, den Dank des Sohnes auszusprechen ... Und du, mein lieber, teurer Sohn, der du nun verlassen dastehst von Vater und Mutter, du bist noch nicht verlassen. Es wird sich auch an dir jenes Wort des Psalmisten erfüllen: 'Vater und Mutter verlassen dich, aber der Herr nimmt dich auf ...' Du warst der Gegenstand seiner innigen Liebe, seiner letzten Sorgen ..., dass nur der Gedanke an den Sohn, den er zurücklasse, ihm das Sterben schwer mache. Und so erweise du dich denn als ein treuer Sohn, indem du alle die Samenkörner, die der Vater durch sein Vorbild und seinen Wandel in dein Herz gestreut hat ..., dass du ein Mann werdest, der ihm, der hier nun schläft, zur Ehre gereicht ... Der innigen Liebe befehlen wir ihn in der Zuversicht, dass weder Tod noch Leben, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges uns scheiden kann von der Liebe unseres Gottes ... Amen."

Sehr geehrte Zuhörerschaft, ich bin überzeugt, dass auch Sie aus diesen Auszügen der Trauerrede die Erkenntnis gewannen, dass Dr. Louis Mayer ein Arzt war, der den Menschen des vorigen Jahrhunderts die Goethe-Worte vorlebte: "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut." Das sind Eigenschaften, die heute - leider - kaum noch gefragt sind. Fragen müssen wir, warum in der Rede keinerlei Bezüge zu Georgenthal genannt wurden. Um diese anhand der Heimatliteratur und der mir seit 1972 vorliegenden Originaldokumente glaubhaft herauszufinden, benötigte ich fast die gesamte Zeit der Winterferien. Ich tat dies aber gern.

Nicht der verdienstvolle Georgenthaler Pfarrer Paul Baethcke war es, der uns in seinem 1924 erschienenen Büchlein "Georgenthal in Thüringen" genauere Auskunft zu Dr. Louis Mayer hätte geben können, sondern der Altenberger Pfarrer Heinrich Stiehler, der seinen Nachfahren 1893 in seinem Buch "Kloster und Ort Georgenthal" exakte Hinweise über Mayers Wirken in und für Georgenthal hinterließ. Stellte Baethcke auf den Seiten 16/17 seiner genannten Veröffentlichung lediglich zum "Haus Quissisana", Tambacher Str. 5, fest: "Seit 1870 Eigentum des Frauenarztes und Geh. Sanitätsrats und Professors an der Universität Berlin, Dr. Louis Mayer, der hier bis in sein letztes Lebensjahr (1890) seinen Sommeraufenthalt nahm ...", zeigte Pfarrer Stiehler vor 105 Jahren auf, welche Bedeutung dem Berliner Arzt im Zusammenhang mit der Entwicklung Georgenthals zukommt. Der heimatgeschichtlich interessierte Leser wird dabei auch mit dem reichen Besitztum des verstorbenen Sanitätsrates Dr. Louis Mayer sowie mit den zwei in der Gartenstraße sich gegenüberliegenden Häusern des Fräulein Henkel (Adolf Schmidt und ehem. Radzuweit) vertraut gemacht. Jenes Fräulein Henkel war 12 Jahre lang die treue Pflegerin des Geheimen Sanitätsrates Dr. Carl Emil Ludwig Mayer (vgl. Stiehler, Band II, S. 11).

Für uns alle höchst interessant ist die Tatsache, dass Louis Mayer am 24. Februar 1873, also vor nunmehr 125 Jahren, der Georgenthaler Kirche eine Taufschale mit folgender Inschrift verehrte: "Der Gemeinde Georgenthal gewidmet zum Andenken an ihren Hochzeitstag, den 24. Februar 1873 - Dr. Louis Mayer, Marie Mayer, geb. von Normann." Von der Kirchenältesten Frau Voigt erfuhr ich am 11. Feburar 1998, dass dieses Geschenk noch heute bei Taufen benutzt wird. Der gottesfürchtige Arzt schenkte der Kirche aber noch im Jahre 1890, also kurz vor seinem Tode, eine Taufkanne mit der Inschrift: "Wer das Himmelreich nicht empfängt als ein Kindlein, wird nicht hineinkommen - Dr. Louis Mayer, der Georgenthaler Kirche 1890." Zu jenem Geschenk gehörten damals auch noch zwei vergoldete Leuchter.

Auf der Seite 65 des 2. Bandes seines hochinteressanten Buches "Kloster und Ort Georgenthal" schilderte der Altenberger Pfarrer Heinrich Stiehler vor nunmehr 105 Jahren (1893): "Und ist nicht Georgenthal in die Reihe der klimatischen Kurorte eingetreten? Hat es nicht auf diese Weise wieder eingebracht, was es verloren mit der Zeit? Der Impuls zu dieser Entwicklung Georgenthals geht vom Sanitätsrat Dr. Louis Mayer aus. Er ist es ja, der Georgenthals gesunde Lage voll erkennt, der, da die alte Oberforstmeisterei von ihrem Chef geräumt wird und zum Verkauf steht, dieselbe sich erwirbt, sie mit ihrem Garten zu einem angenehmen Aufenthalt für Leidende und der Erholung Bedürftige umformt und die ersten Sommerfrischler hereinzieht nach Georgenthal ..."

Bei seinen längeren Aufenthalten in Georgenthal galt das Interesse des Berliner Gynäkologen aber auch den Resten des ehemaligen Zisterzienserklosters. Hier entdeckte Louis Mayer das offene Grab vor dem Altar in der Abteikirche (S. 70 u. Skizze).

Soweit die bisher aus der Heimatliteratur gewonnenen Kenntnisse. Welches Ergebnis erbrachten bisher Originaldokumente, welche werden diese noch erbringen?

Aus der Trauerrede erfuhren wir, dass unserem Sanitätsrat das eheliche Glück versagt blieb. Originaldokumente weisen aus:

  • Am 18. September 1855 heiratete Louis Mayer die 2. Tochter des Professors A. Hagen aus Königsberg, namens Clara, welche aber schon am 7. November 1856 nach unsäglichem Leiden verstarb.

  • Wie die am 19. März 1858 geschlossene zweite Ehe mit der 1. Tochter Elise Mayer geb. Hagen ausging, konnte bislang  nicht nachgewiesen werden.

  • Von seiner dritten Ehe wissen wir mehr, können doch die Georgenthaler in 8 Tagen, am 24. Februar, auf 125 Jahre Eheschließung in der Georgenthaler St. Elisabeth-Kirche zurückblicken - eine Ehe, geschlossen zwischen dem am 29. April 1829 in Berlin geborenen Sanitätsrat Dr. Carl Emil Ludwig Mayer mit der am 02. Oktober 1842 geborenen Marie Christine Wilhelmine Luise Mayer, geb. von Normann.Auch das dritte Eheglück dauerte nur knapp drei Jahre. Aus dieser Ehe ging am 2. Januar 1875 der Sohn Carl Gustav Christian Mayer hervor, welcher aber schon am 5. Januar 1876, nach 1 Jahr und 3 Tagen, seine Mutter verlor.


  • Viele Monate später übernahm dann das am 14. Januar 1852 in Schwedt geborene Fräulein Auguste Marie Caroline Elisabeth Henkel die Mayersche "Männerwirtschaft". Im Testament wird Frl. Henkel für ihre 12jährige Treue großzügig belohnt (vgl. Häuser in der Georgenthaler Gartenstraße).

    Als Sanitätsrat Dr. Louis Mayer am 25. April 1889 in Berlin sein Testament aufsetzte, konnte er natürlich nicht ahnen, dass nur einen Tag später im Münzerstädtchen Allstedt, drei Tage vor seinem 60. Geburtstag, seine Schwiegertochter Helene, die Mutter der anwesenden Frau Hetzer, das Licht der Welt erblickte.

    Im Testament setzte er seinen Sohn als Alleinerben ein, der bei einem frühen Tod von seinen Tanten, den fünf Schwestern seines Vaters, beerbt worden wäre. Eine von diesen, die Schwester Rose, auch Röschen genannt, war die Gattin des weltberühmten Professors Rudolf Virchow, der auch einer der Dozenten von Louis Mayer war, was aus dessen ausgezeichneten Zeugnissen ersichtlich wurde.

    Erhalten sind auch Mayers Zeugnisse seiner Mitgliedschaft in bedeutenden Gesellschaften. So wurde Louis Mayer bereits am 24. Januar 1854 zum Ordentlichen Mitglied der "Gesellschaft für Geburtshülfe" in Berlin gewählt, deren Präsident sein eigener Vater war. Und am 9. April 1870 wurde er ferner ordentliches Mitglied der "Gesellschaft für Erdkunde".

    Bei der Sichtung weiterer Dokumente am 13. Februar [Jahr?] hielt ich plötzlich ein Schreiben des Ministeriums der geistlichen Naturwissenschaftlichen und Medizinaler Angelegenheiten vom selben Tage vor 170 Jahren an das Königliche Polizeipräsidium in der Hand (Presseinformation). Hierin wird angewiesen, dass Atteste nur "der strengsten Wahrheit und Selbstüberzeugung getreu" von Ärzten auszustellen sind (Originaldokument aus den Akten des Vaters Ihres Namensgebers).

    Zurück zu den Ereignissen vor nunmehr 125 Jahren in Georgenthal:

    Setzte sich das Ehepaar Louis und Marie Mayer mit der oben genannten Schenkung anläßlich ihrer Eheschließung in der hiesigen St. Elisabeth-Kirche am 24. Febr. 1873 ein erstes Denkmal, erfährt der Historiker aus einem Antwortschreiben des Herzoglichen Staatsministeriums an das Herzogliche Landratsamt Ohrdruf vom 11. August 1873, dass der Bitte des Sanitätsrates Dr. Louis Mayer in Georgenthal von der Kaiserlichen Generaldirektion der Telegraphen zu Berlin entsprochen wurde, im kommenden Jahr in Georgenthal eine Telegraphenstation einzurichten. Welch Fortschritt für die damalige Zeit!

    Doch Mitte bzw. Ende des Jahres 1885 gab es zwischen Louis Mayer und dem damaligen Gemeindevorstand Machalett auch echte Auseinandersetzungen. Am 7. Juli 1885 schrieb z. B. Machalett an Mayer "Die Gemeinde Georgenthal ist nicht in der Lage, im Sommer bei hellen Mondenschein auch die Laternen brennen zu lassen.", und am 3. Dezember 1885 wandte sich der Geheime Sanitätsrat von Berlin aus beschwerdeführend an das Herzogliche Rent- und Steueramt Ohrdruf. Aus jenem hochinteressanten Brief möchte ich einen Auszug zitieren: "Es ist allgemein bekannt, dass ich stets in humaner, selbstloser Weise auf das Liberalste zum Nutzen und Gedeihen Georgenthals gehandelt habe - ohne Mühen und Kosten zu scheuen. Dabei habe ich bei der Eigenart des größten Teils der Einwohnerschaft und dessen Ortsvorstand nie auf Dank gewartet. Selbstverständlich aber ist es, dass ich unrechtsmäßige Forderungen und Auflagen schweigend hin- und anzunehmen, nicht gewillt bin." Machalett hatte den Verwalter des Mayer'schen Georgenthaler Grundstücks, Herrn Carl Schmidt aufgefordert, den auf Kosten Mayers für die Gemeinde Georgenthal in der Hauptstraße geschaffenen Brunnenkasten wieder herzustellen, da dieser irgendwie beschädigt worden war.

    Doch schon ein halbes Jahr später schienen sich die Streithähne beruhigt zu haben. Machalett hatte wohl eingesehen, dass er es mit seinem Hauptsponsor (im heutigen Sinn) nicht verderben darf. Und so klang das Schreiben von Machalett vom 7. Juni 1886 an Hochwohlgeborenen Herrn Sanitätsrat Dr. Louis Mayer echt unterwürfig, wenn er schrieb: "Der ergebens unterzeichnete Gemeindevorstand naht sich Ihnen mit einer Bitte. Die Gemeinde wünscht auch im Winter am Platze einen Arzt zu haben und da Sie, geehrter Herr Rath, die hiesigen Verhältnisse kennen, geht die Bitte dahin, uns in dieser Angelegenheit Ihren Rath angedeihen zu lassen. Würden Sie uns eventuell einen jungen Doktor vorschlagen oder empfehlen können? Wenn Georgenthal selbst auch nicht groß ist, so würden die umliegenden Orte als Herrenhof, Hohenkirchen, Schönau, Catterfeld, Nauendorf etc. mit in Betracht zu ziehen sein. Ihnen im Voraus bestens dankend und einer gefl. Antwort gegenwärtig, zeichnet mit Hochachtung ergebenst der Gemeindevorstand zu Georgenthal Machalett."

    Nach dem Motto "Ihr Wunsch ist mir Befehl" handelte der Humanist Dr. Louis Mayer sofort. Vor 105 Jahren (1893) liest sich dies im Buch "Kloster und Ort Georgenthal" des Altenberger Pfarrers Heinrich Stiehler so (S.65 und 66): "Post, Telegraph und Eisenbahn ist auch in vollem Betrieb. Nur fehlt im Orte selbst ein Arzt. Endlich 1887 kommt er, und alles ist geschehen, was nur geschehen konnte, dass Georgenthal sich hebe, dass es würdig in der Reihe der Sommerfrischen prange... Ja, es ist ein gottbegnadetes Stücklein Erde, das traute Georgenthal."

    Einer der Hauptförderer Georgenthals im vorigen Jahrhundert war also der Geheime königlich-preußische Sanitätsrat Dr. Carl Emil Ludwig Mayer.

    Jener erste Arzt für Georgenthal oder besser gesagt jene Ärztin hieß Zemke, was ich vor nunmehr 25 Jahren von jener verdienstvollen Georgenthaler Ärztin, meiner Parteifreundin, der Sanitätsrätin Frau Helene Mayer-Faulborn, erfuhr. Frau Zemke begann vor fast 75 Jahren in Georgenthal, die Patienten des im Brief vom 7. Juni 1886 genannten Umkreises bis ins hohe Alter hinein medizinisch zu versorgen.

    Wie sie als Landärztin das Vermächtnis ihres Schwiegervaters, den sie ja leider nicht kennengelernt hatte, erfüllte, so sind Sie nun mit Ihren Schülern gefordert, in Gedenken Louis Mayers zu handeln.

    Wie vorhandene Originalakten beweisen, war Sanitätsrat Dr. Louis Mayer auch ein großer Kinderfreund, wenn er vor 125 Jahren begann, die jährlichen Kinderfeste in Georgenthal mitzufinanzieren. Die vom Kantor Amthor stets gut gestalteten Feste wurden Höhepunkte nicht nur für die Gemeinde Georgenthal, sondern auch drei Jahre lang für das Ehepaar Mayer, wovon ein Sommergruß vom Juli 1874 heute noch Zeugnis ablegt.

    Sehr geehrte Kollegen der Grundschule Georgenthal,

    am 7. August des kommenden Jahres ist es genau 110 Jahre her, dass Louis Mayer - ein gutes Jahr vor seinem frühen Tode - in Georgenthal das wohl letzte Kinderfest erleben konnte. Auch hierzu liegen mir entsprechende Dokumente vor. Vielleicht sollten Sie mit Ihren Schülern genau jenes Ereignis zum Anlaß nehmen, dieses - zeitversetzt - als ersten Höhepunkt Ihrer Forschungsarbeit nachzugestalten. Der eben erwähnte "Sommergruß" für das Ehepaar Mayer, der dem Natur- und Heimatfreund Louis Mayer vom Verfasser Lehrer Amthor wohl "abgelauscht" wurde, blickt dann auf 125 Jahre zurück und könnte bildhaft mit in das Programm einbezogen werden. Am Ende meines Vertrages, der Sie hoffentlich nicht gelangweilt hat, möchte ich Ihnen jenen "Sommergruß" vom Juli 1874 zu Gehör bringen:

    "Uns, Floras bunten Kindern, ist geworden der Auftrag: Dich, die Deinigen zu grüßen im Waldesheim, das freudig will erschließen zum frohen Einzug Dir die Waldespforten. Wir Blumen reden nur in stummer Sprache und still ist der Empfang und ohn' Gepränge, denn weder Glockenklang noch Jubelklänge empfangen festlich Dich am heut'gen Tage. Doch sind aus Feld und Flur wir hergekommen, von grüner Wiese und von Waldeswegen, vom Ufer, wo des Bächleins Wasser fließt; und all die Wünsche die wir dort vernommen, wie Blumenaugen strahl'n sie Dir entgegen und nicken leis: 'Sei herzlich uns gegrüßt.'"

    Verehrte Zuhörerschaft,

    mit Diesterweg leitete ich meinen Vortrag ein und mit den weisen Worten des großen Goethe will ich ihn beschließen: "Des Menschen größtes Verdienst bleibt wohl, wenn er die Umstände so viel als möglich bestimmt und sich so wenig als möglich von ihnen bestimmen läßt."

    Ich danke Ihnen für die meinem Vortrag entgegengebrachte Aufmerksamkeit!

    gez. Roland Scharff, Georgenthal, den 16. Februar 1998
    Staatliche Grundschule Georgenthal

    P.S.: Im Anschluß Besichtigung der Dokumente mit evtl. Diskussion

    Dieses am 09. Februar 1998 um 17.00 Uhr begonnene Manuskript, für einen Vortrag vor dem Kollegium der Staatlichen Grundschule Georgenthal, konnte am Freitag, dem 13. Februar 1998, um 18.40 Uhr vollendet werden. Der anschließend laut verlesene Vortrag dauerte ca. 30 Minuten (19.15 Uhr) - Roland Scharff

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    Fußnote: Der am 9. Mai vor nunmehr 25 Jahren mit Frau Sanitätsrat Dr. Helene Mayer-Faulborn "angedachte" jährliche "Mayer-Preis" (bei 50,- "Zinsen") kam nicht zustande, da jenes Sparbuch mit mittlerweile 2250,66 DM (Spenden der Fa. Kraußhaar, der Witwe des ermordeten Otto Fabians, "Prämien" des Rates der Gemeinde Georgenthal und FDGB-Feriendienstes sowie "Spenden" des Verfassers) am 29. Feburar 1979 aufgelöst werden mußte (vgl. vorliegende Fotokopien).

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    Bis zur Schließung des Georgenthaler Heimatmuseums im Kornhaus im Jahr 1991 hing das nachfolgend abgebildete Gemälde des Sanitätsrates Dr. Mayer in der dortigen Ausstellung, anschließend verwahrte es Roland Scharff bei sich zuhause. Um das wertvolle Exponat der Nachwelt zu sichern, übergab er es am 2. Juli 2019 der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha zur weiteren Verwendung. Es handelt sich bei diesem Gemälde aus unbekannter Hand wohl um das einzige Portrait, das sich von Dr. Mayer erhalten hat. Es zeigt ihn im geschätzten Alter von 40 bis 50 Jahren. In den Jahren zwischen 1932 und 1972 hing das aufwändig gerahmte Bild im Wartezimmer der Praxis von Frau Sanitätsrätin Dr. Helene Mayer-Faulborn, der Schwiegertochter Mayers, bis sie es 1972 Roland Scharff zur weiteren Verwendung überließ, zusammen mit weiteren Originaldokumenten.

    Die folgenden Aufnahmen stammen aus GOTHA-AKTUELL, Bericht vom 3. Juli 2019 [Link].



    Roland Scharff bei der Übergabe des Gemäldes








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